2009 - ERÖFFNUNGSAUSSTELLUNG KULTURSCHÜÜR MÄNNEDORF

Neue Kulturschüür besteht Feuertaufe

Die Kulturschüür Liebegg in Männedorf hat mit der ersten Ausstellung viele Neugierige angezogen – und überzeugt.

Von Daniel Wagner - Tagesanzeiger 24. März 2009

Männedorf. – «Opa, wetten wir, dass das Gedränge hier drin grösser ist als bei einem grossen Fussballmatch?» Das waren am Wochenende die herausfordernden Worte des elfjährigen Patrick Lattanzio an der Eröffnungsausstellung in Männedorfs Kulturschuur Liebegg. Er hatte sich die Künstlervernissage auf keinen Fall entgehen lassen wollen – mit gutem Grund: «Dieses Bild dort drüben ist von meiner Oma», sagte der Bub sichtlich stolz und zeigte auf das unübersehbare, mit Spotleuchten angestrahlte, farbenfrohe Werk. Lilo Aeby ist eine von 51 Männedörfler Kunstschaffenden, die ihre Arbeiten erstmals in der nun aus der Taufe gehobenen Kulturschüür präsentieren. Für dieses Bild hätte man keinen idealeren Standort finden können. Schon beim Betreten des Foyers stach das Werk als veritabler Blickfang ins Auge. Die orangegelb leuchtenden Farben zogen die vielen interessierten Betrachter geradezu magisch an und machten neugierig auf mehr einheimische Kunst. Der neu geschaffene Treffpunkt der Kultur wirkte am Wochenende wie ein Magnet auf Männedorfs Bevölkerung. Gemeindepräsidentin Heidi Kempin und Wolfgang Benninghoff, Präsident des Schifffahrtsmuseums Heimethuus, das neu von der Villa in die Kulturschüür Liebegg gezogen ist, durften am Freitagabend rund 150 Personen zur Vernissage willkommen heissen. Gross war das Interesse an Architektur und Kunst auch am Samstag und Sonntag. Zu besichtigen war zudem das im Dachgeschoss angesiedelte Archiv des Museums.

Viel Lob fur die Ausstellerinnen

Nicht nur die Kunst, auch das neu gestaltete Bauwerk kam beim Volk sehr gut an (TA vom 16. 3.). «Der Ausblick auf die Kirche und den nahegelegenen Rebberg präsentiert sich dank des überdimensionalen Fensters noch viel schöner, als ich es
mir in meinen Träumen vorgestellt hatte», schwärmte die Künstlerin Nora Dubach. Für Christof Hanimann wiederum stand fest: «Das altehrwürdige Haus strahlt aufgrund der historisch gewachsenen Strukturen viel Wärme aus.» Die Symbiose zwischen Alt und Neu fand er sehr gelungen. Jörg Schiltknecht freute sich über die vielen Details der von Fachmann Rolf Heusser renovierten landwirtschaftlichen Scheune, die in früheren Jahren unter anderem als Brockenhaus gedient hatte. Bei Anita Bussinger wurden am Samstag schöne Kindheitserinnerungen wach: «Als kleines Mädchen durfte ich hier die Kaninchen meines Grossvaters füttern.»

Mit dem Auftakt zur Eröffnungsausstellung bestand die Kulturschüür ihre Feuertaufe bravourös. Wesentlich zum Gelingen trugen die beiden Ausstellungsmacherinnen Ursula Gerber und Nora Dubach bei. Sie ernteten viel Lob für die feinfühlige Präsentation. Abgestimmt auf die unterschiedlich ausgebauten fünf Ausstellungsräume hatte es gegolten, die Werke stimmig zu platzieren. Dabei war es den beiden Frauen gelungen, Kontraste zwischen den unterschiedlichen Stilrichtungen zum Ausdruck zu bringen. Auf drei Etagen wird bis zum 12. April ein Querschnitt über das hiesige Kunstschaffen geboten. Textile Werke aus Seide und Wolle, ein Huhn aus weissem Marmor, ein grosser eiserner Vogel und ein niedlicher, neugierig in die Welt schauender Piepmatz prägen mitunter die bunte Fülle dieser Ausstellung. Für kontroversen Gesprächsstoff sorgte am Wochenende das Werk von Elvira Angstmann. Mit dem unter Wasser fotografierten nackten Frauenkörper definiert sie den Begriff Wellness neu und hinterfragt das Schönheitsideal des menschlichen Körpers.

Schifffahrtsmuseumwie bisher

Am Ausstellungskonzept des bis anhin in der Villa Liebegg untergebrachten Schifffahrtsmuseums Heimethuus wird sich auch in Zukunft nichts ändern. Nach wie vor sind zehn Ausstellungen pro Jahr geplant.

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